Das Pfingstfest in Bad Kötzting ist viel mehr als nur ein religiöser Feiertag – es ist eine lebendige Verbindung aus Glaube, Geschichte und Gemeinschaft. Im Mittelpunkt steht der berühmte Kötztinger Pfingstritt, eine der größten berittenen Prozessionen Europas. Sein Ursprung reicht zurück bis ins Jahr 1412, als ein Pfarrer einem Sterbenden in einem Nachbardorf die letzte Ölung bringen wollte. Weil es damals gefährlich war, erklärten sich mutige junge Männer bereit, ihn zu begleiten. Die sichere Rückkehr wurde als göttlicher Schutz gedeutet – und so entstand das Gelöbnis, diesen Ritt jedes Jahr zu wiederholen.
Mit der Zeit entwickelte sich daraus auch eine weltliche Feier, die sogenannte Pfingsthochzeit. Dabei wird jedes Jahr ein Pfingstbräutigam ausgewählt – ein junger, katholischer, unverheirateter Mann aus Bad Kötzting. Er bestimmt wiederum eine Pfingstbraut und zwei Brautführer. Gemeinsam stehen sie im Mittelpunkt eines farbenfrohen Festzugs durch die Stadt: Musik, Tanz, geschmückte Straßen und viel Gemeinschaftsgefühl prägen das Bild.
Die Pfingsthochzeit ist kein echtes Hochzeitsfest, sondern ein symbolisches Ritual, das Gemeinschaft und Tradition feiert. Ein besonderes Schmuckstück, das sogenannte Tugendkränzchen, wird dem Pfingstbräutigam überreicht – als Zeichen von Ehre und Vorbildfunktion in der Gemeinschaft.
Kurz gesagt: Die Tradition in Bad Kötzting ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie aus einem ernsten Anlass vor Jahrhunderten ein fröhliches und zugleich tief verwurzeltes Fest entstehen konnte, das bis heute Generationen verbindet.